Ansicht des geplanten Universitätsneubaus in der "Neuen Mitte" von Passau
Ansicht des geplanten Universitätsneubaus in der "Neuen Mitte" von Passau © Riepl Riepl Architekten ZT Linz

Architektenwettbewerb entschieden

Der Freistaat investiert weiter kräftig in seine Hochschullandschaft. An der Universität Passau soll ein neues Wissenschaftszentrum mit Seminar- und Büroräumen, einer Cafeteria und einem großen Hörsaal entstehen, für das das Staatliche Bauamt Passau in den letzten Monaten einen Realisierungswettbewerb durchgeführt hat. Heute haben Bauministerin Kerstin Schreyer und Wissenschaftsminister Bernd Sibler in Passau den Wettbewerbssieger bekanntgegeben und den Entwurf der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit dem Neubauvorhaben wird der Universitätsstandort Passau nachhaltig gestärkt. Auf rund 5.000 qm Nutzfläche entstehen in den nächsten Jahren neue Seminar-, Büro- und Besprechungsräume sowie eine Cafeteria. Herzstück des neuen Gebäudes wird ein 800 qm großer Hörsaal sein, der aufgrund seiner 200 qm großen Bühne und seiner Akustikausstattung auch als Konzertsaal genutzt werden kann. Der Entwurf stammt vom Linzer Architekturbüro Riepl Riepl Architekten, das sich in einem nicht offenen Realisierungswettbewerb gegen 39 Mitbewerber durchsetzen konnte.

Im Bild von links: Peter Riepl (Architekturbüro Riepl Riepl Architekten), Bereichsleiter Hochbau des Staatlichen Bauamts Passau Norbert Sterl, Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer, Präsident der Universität Passau Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler.
© Staatliches Bauamt Passau / Süß

Bauministerin Kerstin Schreyer zeigte sich bei der Bekanntgabe des Wettbewerbssiegers erfreut: „Mit dem neuen Wissenschaftszentrum legen wir heute einen großen weiteren Baustein für die Zukunft einer der renommiertesten Universitäten in Deutschland und setzen so ein starkes Zeichen für Forschung, Wissenschaft und Lehre. Der ausgewählte Entwurf verzahnt gekonnt Universität und Stadt und schafft so einen lebendigen Begegnungsort nicht nur für Lehrende, Studierende und Beschäftigte der Universität, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger von Passau:“

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Der Siegerentwurf für den Neubau des internationalen Wissenschaftszentrums auf dem Spitzberg macht die strategische Weiterentwicklung und Profilschärfung der Universität in den letzten Jahren architektonisch sichtbar. Mit diesem bislang größten Erweiterungsprojekt für die Universität Passau schaffen wir einen gestalterisch hochwertigen und gleichzeitig funktionalen Rahmen für interdisziplinäre Forschung und Lehre in Themenfeldern der Zukunft, wie KI, Internet Sciences und vernetzte Gesellschaft. Als Wissenschafts- und Kunstminister freut es mich zudem besonders, dass der Entwurf Wissenschaft und Kultur durch das vielfältig nutzbare Audimax bewusst verzahnt. Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur beeinflussen und bedingen einander und bekommen durch den Neubau des Wissenschaftszentrums einen gemeinsamen Raum.“

Blick in den geplanten Innenhof, der als zentraler Platz Treffpunkt für Studierende, Universitätsangehörige und Konzertbesucher werden soll.
© Riepl Riepl Architekten ZT Linz

Im Mittelpunkt des Entwurfs, der aus einem viergeschossigen Baukörper im Süden des Grundstücks in der Neuen Mitte Passau und einem langestreckten Riegel vor der Löwenbrauerei besteht, steht ein zentraler Platz, der Universität und Stadt in besonderer Weise verbindet und als Treffpunkt für Studierende, der Passauer Stadtgesellschaft und der Universitätsverwaltung dient. Durch die neue Mensa mit einer vorgelagerten Terrasse, von der sich ein wunderbarer Blick auf das Nikolakloster und die Stadt bieten wird und nicht zuletzt den Hörsaal, der dem Kulturleben der Stadt auch als Konzertsaal zur Verfügung stehen wird, wird ein belebter und attraktiver Ort der Begegnung im Herzen der Stadt entstehen.

Das Bauvorhaben auf dem Spitzberg ist die erste grundlegende Erweiterungsmaßnahme des Passauer Campus: Die Universität hat sich in den vergangenen Jahren strategisch neu aufgestellt und ihr fachliches Profil neu definiert. Ausgangspunkt hierfür war das Ausbauprogramm Technik Plus im Rahmen des Aktionsplans Demographischer Wandel, hinzu kamen weitere Neuausrichtungen etwa im Zusammenhang mit der Innovationsoffensive Hightech Agenda Bayern. Mit dem Neubau auf dem Spitzberg – ebenfalls eine Maßnahme der Hightech Agenda Bayern – wird ein moderner, infrastruktureller Rahmen hierfür geschaffen.

Insgesamt investiert der Freistaat Bayern rund 100 Millionen Euro in das neue Wissenschaftszentrum. Nach derzeitigem Planungsstand sollen die Bauarbeiten im ersten Halbjahr 2023 beginnen.

(Pressemitteilung StMB)

Beschreibung des Planungskonzepts

Blick in den geplanten Konzert- und Hörsaal
© Riepl Riepl Architekten ZT Linz

Die Neubauplanung für das Internationale Wissenschaftszentrum der Universität Passau umfasst ein Raumprogramm von rund 5.000 m2 Nutzfläche. Darin beinhaltet ist ein 800 m2 großer Hörsaal, der mit Akustikausstattung und einer 200 m2 großen Bühne auch als Konzertsaal genutzt werden kann, des Weiteren Seminarräume mit Doppelnutzung als Proben-, Stimm- und Vorbereitungsräume, Büro- und Besprechungsräume für die Universität einschließlich Verfügungsräume für Kongressbüros und Veranstaltungsbegleitung, eine Cafeteria sowie eine Tiefgarage mit 90 Stellplätzen.

Blick in das geplante Hörsaalfoyer im dritten Obergeschoss mit Ausblick auf den Klostergarten
© Riepl Riepl Architekten ZT Linz

Bei der Preisgerichtssitzung zum Architektenwettbewerb empfahl die Jury in einem anonymen Beurteilungsverfahren den Entwurf der nunmehr mit der Gebäudeplanung beauftragten Riepl Riepl Architekten aus Linz als einen der Preisträger:

"Die Arbeit überzeugt durch die städtebauliche Setzung eines kompakten, feingegliederten viergeschossigen Baukörpers im Süden sowie eines langgestreckten Riegels, der die Abfüllstation der Löwenbrauerei in den Hintergrund rückt. Die beiden Bauteile spannen einen zentralen Platz auf, der Universität und Stadt in besonderer Weise verbindet und als Treffpunkt für Studierende, der Passauer Stadtgesellschaft und der Universitätsverwaltung dient. Fein inszentiert ist der Zugang zu dem zentralen Platz, der über einen Unterschnitt unter den Seminarräumen schön auf den Platz einleitet.

Vom Platz aus erschließen sich sinnfällig das Hörsaal- und Seminargebäude sowie der Verwaltungstrakt, jeweils mit einem eigenen Eingang. Der Veranstaltungstrakt wird über ein angemessen proportioniertes Foyer erschlossen, das über eine spannungsreich entwickelte Kaskadentreppe den Seminarbereich und den Cafeteria- und Mensabereich in den oberen Geschossen sowie ganz oben den konzerttauglichen Hörsaal erschließt. Überzeugend ist das Angebot einer der Mensa vorgelagerten Terrasse, die den Blick zur Stadt und auch zum Nikolakloster hin inszeniert.
Der konzerttaugliche Hörsaal hat gute Proportionen und wird den funktionalen Anforderungen entsprechend zweiseitig über akustische Pufferzonen im dritten und vierten Obergeschoss erschlossen. Die Anlieferung für die Bühne erfolgt von Westen und funktioniert über einen großzügigen Lastenaufzug gut.
Der einhüftig erschlossene Verwaltungstrakt mit eigenen Zugängen über ein angemessen großes vorgelagertes Foyer bietet den dort Beschäftigten durch die Zurücksetzung von der Straße und eine gute Belichtung gute Arbeitsbedingungen.

Die Entzerrung von Tiefgarageneinfahrt im Süden, Feuerwehrzufahrt sowie Anlieferung im Westen ist gut gelöst. Die dargestellte Bebauung des Investorengrundstücks im Ideenteil ist nicht mit Nutzflächen des Wissenschaftszentrums belegt. Daher ist ein Freihalten dieser Fläche möglich, ohne die städtebauliche Qualität des Gesamtensembles zu schwächen.

Die Gliederung der Fassade mit dem Unterschnitt im Erdgeschoss und der Fuge unterhalb des großen Hörsaals schafft eine Transparenz, die der Offenheit der Universität als Tor zur Stadt Ausdruck verleiht. Die vertikal gegliederte Stahlbetonskelettkonstruktion mit Ziegelausfachung wirkt prägnant, ohne den Charakter des Ortes zu stören.

Insgesamt leistet die Arbeit einen wertvollen Beitrag zu der hier gestellten Planungsaufgabe und vermag insbesondere durch den Auftritt als transparentes Fenster der Universität hin zur Stadt zu überzeugen."

(Auszug aus dem Protokoll über die Preisgerichtssitzung am 13. und 14.07.2020)

Bericht zum Stand der Planung

Einen Kurzbericht zum Stand der Planung gab Norbert Sterl, Bereichsleiter Hochbau am Staatlichen Bauamt Passau.
© Staatliches Bauamt Passau / Süß

Das vom Staatlichen Bauamt Passau durchgeführte europaweite Vergabeverfahren für die Architektenleistung für den Neubau des Internationalen Wissenschaftszentrums der Universität Passau am "Spitzberg" in der Passauer Innenstadt ist abgeschlossen. Am 10.09.2021 hat das Staatlichen Bauamt Passau das Architekturbüro Riepl Riepl Architekten aus Linz mit der Gebäudeplanung beauftragt.

Im Rahmen des Vergabeverfahrens hatte das Staatliche Bauamt PAssau einen Architekturwettbewerb als "Nicht offenen Realisierungswettbewerb mit Ideenteil" gemäß der Vergabeverordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) europaweit ausgelobt und von ursprünglich 153 Bewerbern in einem vorgeschalteten Losverfahren 40 Teilnehmer zur Bearbeitung der Wettbewerbsaufgabe zugelassen. In der Preisgerichtssitzung am 13. und 14. Juli 2020 beurteilte eine Jury aus Vertretern des Wissenschafts-, Finanz- und Bauministeriums, der Regierung von Niederbayern, der Stadt Passau, der Universität Passau, freiberuflich tätigen Architekten und des Staatlichen Bauamts Passau 29 anonym eingereichte Arbeiten hinsichtlich Städtebau und Architektur, Funktion, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit sowie energiesparendem Bauen und zeichnete die besten Arbeiten mit zwei Preisen und vier Anerkennungn in Höhe von insgesamt 217.000 Euro aus. Das Preisgericht vergab dabei zwei gleichrangige erste Preise zu je 66.500 Euro und vier Anerkennungen zu je 21.000 Euro.

Die beiden Preisträger erhielten anschließend im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens nach der Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) Gelegenheit, ihre Wettbewerbsarbeit unter Beachtung der vom Preisgericht formulierten Anregungen und Kritik weiterzuentwickeln und ihr Projekt auch in Bezug auf Nachhaltigkeit, Leistungsfähigkeit, fachliche Eignung des Projektteams und Honorar vorzustellen. Bei der Wertung kam das Staatliche Bauamt Passau zu dem Ergebnis, dass das Architekturbüro Riepl Riepl Architekten aus Linz im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Entwurfskonzeptes, der auftragsbezogenen Organisation, Qualifikation und Konzeptdarstellung das größere Potential nachweisen konnte. Daraufhin stellte das an zweiter Rangstelle liegende Architekturbüro W&V Architekten aus Leipzig bei der Vergabekammer Südbayern an der Regierung von Oberbayern einen Antrag auf Nachprüfung des Vergabeverfahrens. Die Möglichkeit eines Nachprüfungsverfahrens ist für Bieter im europaweiten Wettbewerb ein übliches Instrument, das das "Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen" eröffnet, um Vergabeentscheidungen des öffentlichen Auftraggebers überprüfen zu lassen. Die Vergabekammer Südbayern empfahl als Ergebnis ihrer Nachprüfung dem Staatlichen Bauamt Passau, bei der Fortführung des Vergabeverfahrens mit beiden Bietern zu verhandeln und nach Abschluss der Verhandlungen beide Bieter zu finalen Angeboten aufzufordern und noch einmal zu werten. Beide Preisträger überarbeiteten daraufhin ihre Angebote unter Berücksichtigung der Kritikpunkte aus dem Verhandlungsgespräch und legten hinsichtlich Planung, Organisation, Qualifikation und Honorare deutlich verbesserte Konzepte vor. Am Ende dieses Verhandlungsverfahrens beauftragte das Staatliche Bauamt Passau das Architekturbüro Riepl Riepl Architekten aus Linz, die in der Gesamtbewertung aller Kriterien die höhere Zuschlagszahl erreichen konnten.

Parallel zu den Verhandlungen mit den Preisträgern des Architektenwettbewerbs führte das Staatliche Bauamt Passau weitere erforderliche Vergabeverfahren durch, die für die Projektplanung benötigt werden, z.B. für die Tragwerksplanung, die Baugrunduntersuchungen und Schadstoffanalysen, die Technische Gebäudeausrüstung, die Bauphysik und die Abbrucharbeiten. Für die Vorab-Baumaßnahmen zum Herrichten des Baugrundstücks mit umfangreichen Abbruch-, Rückbau- und Entsorgungsarbeiten wurde die "Projektunterlage-Bau" erstellt und das Genehmigungsverfahren beim Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen im Bayerischen Landtag eingeleitet, der über die Weiterführung der Planung befindet.
Im nächsten Schritt folgt in Abstimmung mit der Stadt Passau die Anpassung des Bebauungsplans sowie die Erstellung der "Projektunterlage-Bau" für die Entwurfsplanung Gebäude und Freianlagen einschl. der zugehörigen Fachplanungen Tragwerk, Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro.
Ziel ist es, die Bauarbeiten für das "Internationale Wissenschaftszentrum der Universität Passau" im ersten Halbjahr 2023 zu beginnen.

gez.

Norbert Sterl
Leitender Baudirektor