Der restaurierte Kirchenraum der ehemaligen Benediktinerabteikirche St. Matthäus in Asbach.
Der restaurierte Kirchenraum der ehemaligen Benediktinerabteikirche St. Matthäus in Asbach. © Marcel Peda, Passau

Kostbares Kleinod des Spätrokoko

„Endlich fertig!“, können sich die Pfarrangehörigen und Freunde der Kirche St. Matthäus in Asbach freuen. Drei Jahre nach Abschluss der Innenrestaurierung der Kirche konnte das Staatliche Bauamt Passau zuletzt auch das bisher zurückgestellte Laiengestühl instandsetzen.

Die schadstoffbelasten Rückenlehnen des Laiengestühls wurden ausgebaut und durch neue Lehnen ersetzt.
© Karin Rankl, Staatliches Bauamt Passau

Voraus ging ein schwieriger Entscheidungsprozess zur Restaurierung der Rückenlehnen des Laiengestühls aus dem späten 18. Jahrhundert, die bei früheren Holzschutzanstrichen mit den gesundheitsgefährdenden Schadstoffen PCP(Pentachlorphenol) und Lindan belastet worden waren. Seitens der Denkmalpflege wurde empfohlen, ein neuartiges Extraktionsverfahren anzuwenden, mit dem sich die in das Holz eingedrungenen Schadstoffe bis zu 96 % entziehen ließen. Nachdem dieses Verfahren im Rahmen einer Testphase nur bei sehr kleinen Holzproben des Asbacher Gestühls erfolgreich angewendet werden konnte, wurde diese Restaurierungsmethode seitens der Bauherren aufgrund des damit verbundenen nicht absehbaren Zeit- und Kostenaufwands sowie aus Gründen des Gesundheitsschutzes nicht akzeptiert. Nach längerem Abwägungsprozess einigte man sich schließlich darauf, die Rückenlehnen zu erneuern. Die ausgebauten schadstoffbelasteten Holzbauteile werden aber aufbewahrt, bis im Rahmen eines Forschungsprojekts über die Dekontamination von Kulturgut aus Holz, das 2021 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig in Kooperation mit weiteren Projektpartnern gestartet wurde, künftig eine geeignete Methode für die Schadstoffreduktion in erhaltenswerten Kunst- und Kulturgütern aus Holz zur Verfügung steht.

Die aufwändige Instandsetzung der ehemaligen Benediktinerabteikirche St. Matthäus in Asbach ist damit zunächst abgeschlossen. Rund 5,8 Millionen Euro betragen die Kosten für die Gesamtinstandsetzung der Pfarrkirche. Davon trägt der Freistaat Bayern 3,2 Millionen Euro, die verbleibenden Kosten wurden von der Diözese Passau und der Pfarrkirchenstiftung Asbach finanziert.

Das Deckenfresko „Himmelfahrt Mariens“ des Tiroler Malers Joseph Schöpf erstreckt sich über mehr als zwei Joche und beherrscht das Tonnengewölbe des Langhauses.
© Marcel Peda, Passau

Die restaurierten Fresken in den Deckengewölben, die im Chor die Verklärung Christi und im Langhaus die Himmelfahrt Mariens zeigen, lassen nun wieder die Farbfrische spüren, wie sie der Tiroler Maler Joseph Schöpf um 1784 geschaffen hat. „Das Besondere an der Kirche St. Matthäus ist seine weitgehend originale Raumschale mit bisher nur an wenigen Stellen überfassten Malereien und Anstrichen“, erklärt Leitender Baudirektor Norbert Sterl vom Staatlichen Bauamt Passau, das für die Projektleitung der Instandsetzungsarbeiten verantwortlich war, „Unter den zahlreichen Kirchen, die das Staatliche Bauamt Passau im Rahmen der staatlichen Baupflicht betreut, ist St. Matthäus einzigartig, da nicht nur die Deckenmalerei, sondern auch große Abschnitte der Wandflächen und der Stuckaturen seit ihrer Fertigstellung im 18. Jahrhundert nie überfasst wurden und bis heute weitgehend den originalen Pinselstrich der Entstehungszeit zeigen.“ Um diesen seltenen Befund erhalten zu können, war bei der Restaurierung ein behutsames Vorgehen in mehreren Arbeitsschritten erforderlich, in denen die wertvollen originalen Oberflächen zunächst trocken und dann mit Wasserdampf von Staub, Ruß und Schmutz gereinigt und gegen den teilweise starken Pilzbefall behandelt wurden. Auf Übermalungen wurde aber verzichtet. Damit blieben die alten Malschichten auch nach restauratorischer Überarbeitung im Original erhalten und zeichnen St. Matthäus in dieser Qualität als einzigartiges Baudenkmal in Ostbayern aus.