Max Drexler im B 11-Tunnel in Deggendorf: Der Bau der Einhausung im Zuge der Bundesstraßen-Verlegung war für ihn ein besonderes Erlebnis in seiner 40-jährigen Dienstzeit.
Max Drexler im B 11-Tunnel in Deggendorf: Der Bau der Einhausung im Zuge der Bundesstraßen-Verlegung war für ihn ein besonderes Erlebnis in seiner 40-jährigen Dienstzeit. © Staatliches Bauamt Passau / Süß

Der Tunnelmanager geht in den Ruhestand

Das wird ein ungewohntes Gefühl für Max Drexler: Am 12. April beginnt die Frühjahrswartung im Deggendorfer B 11-Tunnel – und er muss sich nicht mehr die Nächte um die Ohren schlagen, um den Einsatz der beteiligten Firmen zu organisieren und nach dem Rechten zu sehen. Nach über 40 Jahren im Dienst des Freistaats Bayern hat er nun seinen Ruhestand angetreten. „Es waren aufregende und arbeitsreiche Zeiten, aber sie waren auch sehr interessant und lehrreich“, sagt er im Rückblick.

Fast 43 Jahre war Max Drexler als Bauingenieur in der Abteilung Brückenbau tätig. Am 1. Februar 1978 wurde er am damaligen Straßenbauamt Deggendorf eingestellt. Eine der ersten Maßnahmen damals war der Ausbau der B 15 bei Ascholtshausen bei Mallersdorf, dann folgten mit der Ortsumgehung Zwiesel und dem Bau der Ortsumgehung Stallwang zwei „Riesenmaßnahmen“.

Ein schwieriges und sehr umfangreiches Unterfangen war die Verlegung der B 11 in Deggendorf – damals führte die Bundesstraße noch mitten durch den Stadtplatz um das Alte Rathaus. „Die größte Herausforderung war es, die Straße aus der Stadtmitte herauszubekommen, ohne das Naherholungsgebiet am Bogenbach zu zerschneiden“, erinnert sich Max Drexler. Einzige Möglichkeit: Die Straße musste tiefergelegt und, wo es möglich war, eingehaust werden.

„Ursprünglich war die Tieferlegung in einer sogenannten Weißen Wanne geplant“, sagt Drexler: Dabei handelt es sich um ein Trogbauwerk mit Sohle und Wänden aus wasserundurchlässigem Stahlbeton ohne jegliche Begrünung. Unter dem Leitgedanken „Grün anstatt Beton“ entstand stattdessen die heutige „Grüne Wanne“ – ohne Stahlbeton, mit Einbindung in die natürlichen Bodenschichten. Durch die anschließende Begrünung der 1,5 km langen Grundwasserwanne konnte der für die Deggendorfer wichtige Grünzug mit dem Bogenbach für Freizeit und Erholung erhalten bleiben. 1996 wurde die neue Straße mit ihrem Tunnel eingeweiht. Die Umgehungsstraße war Voraussetzung für die Umgestaltung des Stadtplatzes mit dem Rathaus. „Heute steht alles da und keiner kann sich mehr vorstellen, wie viel Arbeit dahinter steckt und wie viele Menschen sich Gedanken darüber gemacht haben, wie man das schön, naturnah und technisch sicher umsetzen kann“, sagt Drexler.

Bergmännische Bauweise beim Tunnel in Regen

Während in Deggendorf die Straße tiefergelegt wurde, sollte sie in Regen durch den Berg führen. Die bergmännische Bauweise, bei der ein Tunnel durch einen Berg gesprengt wird, war für Max Drexler besonders interessant. Die Arbeiten fanden zum Teil in 40 Metern Tiefe statt – und gearbeitet wurde rund um die Uhr: „Wir durften nur bis maximal 22 Uhr bohren und sprengen, weil sonst die Regener Bevölkerung auch nachts keine Ruhe gehabt hätte.“ Also fanden die lauten Vortriebsarbeiten den ganzen Tag über statt, ab 22 Uhr wurde dann das zuvor gelöste Material ausgeräumt und auf die Deponie gefahren. Zwei Bauaufseher waren im Schichtbetrieb rund um die Uhr im Dienst – „und wenn´s ein Problem auf der Baustelle gab, bin ich auch mal um 2 Uhr nachts rausgefahren“, erinnert sich Drexler, den die Arbeit der Mineure (Tunnelbauer) faszinierte. Im Jahr 2000 waren die Arbeiten abgeschlossen und der Riedbergtunnel wurde eingeweiht.

Doch die Arbeit in und an den Tunneln in Deggendorf und Regen hat nie aufgehört. Die Sicherheitsanforderungen sind hoch, sie werden zudem laufend verschärft. „1995 war die Ausstattung im Deggendorfer Tunnel noch harmlos“, blickt Drexler zurück. Für die Löschwasserversorgung zum Beispiel reichten nach den damaligen Richtlinien Hydranten an den Tunnelportalen aus. Schon bald nach der Fertigstellung musste nachgerüstet werden, die Beleuchtung wurde verstärkt, Leitleuchtmodule wurden angebracht. 2015 folgte die zweite Nachrüstung in Deggendorf: Ein Fluchttreppenhaus wurde errichtet, die Ausstattung mit Lüftern wurde erhöht, Kameras, Lautsprecher und Trübsichtsmessgeräte eingebaut. Auch in Regen war eine Nachrüstung erforderlich: Der Fluchtstollen für die Sicherheit der Autofahrer wurde gebaut, ähnlich wie der große Tunnel wurde er in den Felsen gesprengt.

"Ich habe meine Arbeit sehr gerne gemacht"

Für Max Drexler war der Bau der Tunnel ein absolutes Highlight in seinem Berufsleben. Hinzu kamen viele weitere große Maßnahmen wie die Sanierung der 200 Meter langen Oleumsbrücke auf der B 85 bei Regen oder der Bau der Ortsumgehung Hengersberg und zahlreiche kleinere Brückenbauten und Sanierungen. „Langweilig war mir nie“, sagt Max Drexler im Rückblick: „Ich bin immer gerne ins Bauamt gegangen und habe meine Arbeit sehr gerne gemacht.“

Doch nicht nur das: „Mir lagen auch immer ein gutes Verhältnis mit den Kolleginnen und Kollegen und ein gutes Betriebsklima am Herzen.“ Er engagierte sich seit 1991 im örtlichen Personalrat und hat auch in dieser Funktion viel erlebt und erreicht. „Ohne den Personalrat, da bin ich mir sicher, würde es unsere Servicestelle in Deggendorf heute nicht mehr geben.“ 2006 wurde die Zahl der Bauämter in Bayern von 50 auf 25 reduziert, eigentlich sollte damals das Straßenbauamt komplett nach Passau verlagert werden. „Zusammen mit dem Amtsvorstand haben wir nach einer Lösung gesucht, wie wir die Arbeitsplätze hier erhalten können“ – und so wurde die Servicestelle gebildet.

Dank an einen "richtigen Brückenbauer"

Für seine Leistungen und sein großes Engagement dankte Leitender Baudirektor Robert Wufka, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, seinem scheidenden Brückenbauingenieur: „Unser Max Drexler hat sich in seinen 40 Berufsjahren zur Stütze der Brückenbauabteilung entwickelt. Er hat vom Tunnelbau und Großbrückenbau über die Donau bis hin zu Stützmauern und kleinen Brücken alles erlebt und geschaffen, wovon man als Bauingenieur im Brückenbau am Anfang seiner Karriere nur träumen kann. Er war ein richtiger Brückenbauer.“

Auch privat engagierte sich Max Drexler ehrenamtlich, brachte sich viele Jahre als Gemeinderat in seinem Heimatort Hunding ein, wo er bis 2020 30 Jahre lang auch stellvertretender Bürgermeister war. Dass die Äpfel aus dem Lallinger Winkel heute eine bekannte Marke sind geht mit auf sein Konto: „Wir haben uns stark für unsere regionalen Produkte und unser Hundinger Gold eingesetzt“, sagt er. In der Pfarrei ist er ebenso aktiv, engagierte sich in Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung.

Jetzt freut sich Max Drexler darauf, ein bisschen kürzer zu treten und sich seiner Familie zu widmen. Seine drei Söhne sind inzwischen erwachsen, doch die sechs Enkelkinder freuen sich auf Zeit mit ihrem Opa. Wobei das bei drei Enkeln nicht so einfach werden dürfte, da diese in den USA leben. „Eigentlich wollten wir sie ja schon besuchen – aber da hat uns leider Corona dazwischengefunkt“, bedauert Max Drexler. Doch er denkt positiv: „Sobald es möglich ist fliegen wir rüber!“