Über die Sanierung des ehemaligen Jugendzentrums freuten sich MdL Josef Zellmeier (v.l.), Leitender Baudirektor Norbert Sterl, TUM-Kanzler Albert Berger, TUM-Campus-Straubing-Rektor Prof. Dr. Volker Sieber, Wissenschaftsminister Markus Blume, Bauminister Christian Bernreiter und Oberbürgermeister Markus Pannermayr.
Über die Sanierung des ehemaligen Jugendzentrums freuten sich MdL Josef Zellmeier (v.l.), Leitender Baudirektor Norbert Sterl, TUM-Kanzler Albert Berger, TUM-Campus-Straubing-Rektor Prof. Dr. Volker Sieber, Wissenschaftsminister Markus Blume, Bauminister Christian Bernreiter und Oberbürgermeister Markus Pannermayr. © Staatliches Bauamt Passau / Süß

Im zweiten Anlauf: Aus Jugendzentrum wird Verwaltungsgebäude des TUM-Campus Straubing

Bauminister Christian Bernreiter und Wissenschaftsminister Markus Blume haben das neue Gebäude am TUM-Campus Straubing eröffnet. Nachwachsende Rohstoffe und smarte Umwelttechnologien sind die Themen, die am Campus erforscht werden. Diese wurden auch beim Bau umgesetzt.

"Klimaschutz und Nachhaltigkeit gingen bei der Planung und Umsetzung Hand in Hand. Die neue Technik in Form von 27 Erdwärme-Speichersonden liefert über eine Wärmepumpenanlage Heizenergie für das Gebäude und Prozesskälte für die Kühlung", sagte Bauminister Bernreiter bei der Einweihungsfeier. "Beim neuen Hörsaal im Dach des Büro- und Verwaltungsgebäudes wurde viel mit Holz gearbeitet."

Baustellenbrand kurz vor Fertigstellung

Der historische Dachstuhl wurde durch den Brand vollständig zerstört.
© Staatliches Bauamt Passau

Im Oktober 2015 begannen die Sanierungsarbeiten an dem ehemaligen Jugendzentrum der Stadt Straubing für eine Nutzung durch den Campus Straubing der TU München, der zum Wintersemester 2017/2018 in Betrieb genommen werden sollte. Kurz vor Abschluss der Bauarbeiten fiel das Gebäude jedoch, in der Nacht vom 6. auf den 7.Oktober 2017, einem Brand zum Opfer, der die vorausgegangenen Instandsetzungsarbeiten und bisherigen Investitionen von 4,5 Mio. Euro zunichtemachte. Der historische Dachstuhl wurde samt den neuinstallierten haustechnischen Anlagen ein Raub der Flammen. Die Räume im Obergeschoss und im Erdgeschoss wurden vor allem durch das Löschwasser stark beschädigt.

Daher mussten der bereits fertiggestellte Innenausbau und die Installationen weitgehend bis auf den Rohbauzustand zurückgebaut werden. Ein Notdach schützte das Gebäude über die Wintermonate vor eindringendem Wasser, während im Inneren der Bauschutt beseitigt wurde. Die vor dem Brand neu eingebauten Fußböden, Estriche, Leichtbauwände, abgehängte Decken und die technische Gebäudeausrüstung mussten wieder abgebrochen werden, zudem waren umfangreiche Trocknungs- und Entfeuchtungsarbeiten erforderlich.

Der Wiederaufbau

Der neue Hörsaal im ausgebauten Dachgeschoss.
© Herbert Stolz, Regensburg

Nach dem ursprünglichen Sanierungskonzept sollte der historische Dachstuhl in seinem Bestand erhalten bleiben, dieser wurde jedoch bei dem Brand zerstört. Im Rahmen des Wiederaufbaus nutzte das Staatliche Bauamt Passau die Chance eines nunmehr zulässigen Dachgeschossausbaus und plante im Dachraum einen ca. 150 m2 großen neuen Hörsaal für 100 Personen. Auf der Fläche des zuvor geplanten Seminarraums im ersten Obergeschoss entstanden vier zusätzliche Büroräume. Mit dieser Sanierungs- und Umbaumaßnahme konnte die Nutzfläche des Gebäudes von ursprünglich geplanten 820 m2 auf 1.180m2 Nutzfläche erweitert werden, die in ihrer baulichen und technischen Ausstattung die Anforderungen eines zeitgemäßen Hochschulbaus sowie ebenso die aktuellen bautechnischen Anforderungen und der Barrierefreiheit erfüllen.

Zur Verbesserung des Wärmeschutzes des Gebäudes wurden die bestehenden Außenwände - denkmalgerecht - auf der Innenseite mit einer mineralischen Wärmedämmung bekleidet, die in Verbindung mit dreifach verglasten Holz-Verbundfenstern dafür sorgen, die Transmissionswärmeverluste gering zu halten.

Im Sinne des Klimaschutzes vorbildlich ist die Energieversorgung des Gebäudes: 27 Erdwärme-Speichersonden, die bis in eine Tiefe von 28 m reichen, liefern über eine Wärmepumpenanlage die notwendige Heizenergie für das Gebäude und Prozesskälte für die Kühlung des Serverraums sowie des neuen Hörsaals.

Im Juli 2018 billigte der Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen des Bayerischen Landtags das neue Konzept für die Sanierung und den Wiederaufbau des brandgeschädigten Gebäudes an der Petersgasse 5 und genehmigte dafür 4,8 Mio. Euro. Im Juni 2019 begannen die Wiederherstellungsarbeiten mit dem Ersetzen der Grundleitungen im Gebäude. Im Anschluss wurde die Rohinstallation für Elektro, Heizung, Lüftung und Sanitär erneuert, anschließend folgte die Errichtung des neuen Dachstuhls sowie die Erneuerung des Innenausbaus.

Kunst am Bau

"lauf" nennen die Künstler Karl Heinz Einberger und Valentin Goderbauer aus Freising ihre Rauminstallation im dreigeschossigen Turmzimmer des Gebäudes.jpg
© Herbert Stolz, Regensburg

Wie bei großen Hochbauprojekten des Freistaates Bayern üblich, wurden im Rahmen der Umbaumaßnahme auch Leistungen bildender Künstler realisiert. In einem bereits 2017 durchgeführten Kunstwettbewerb, zu dem sieben Künstler eingeladen worden waren, gingen die Künstler Karl Heinz Einberger und Valentin Goderbauer aus Freising als Sieger hervor. Sie konzipierten für den Innenraum des dreigeschossigen sechseckigen Dachreiter-turms eine Wandmalerei, die in den Blattfarben der Jahreszeiten schwungvoll die Sonnenstände im Jahreslauf nachzeichnet. Farbige Gläser in den Oberlichtfenstern des Turmes lassen das Kunstobjekt auch nach außen wirken. Die Farbigkeit und Art der Maltechnik, die an klassische Freskomalerei und barocke Farbgebung erinnert, verleiht dem Turmzimmer eine besondere Atmosphäre.

Bedeutendes Baudenkmal erhalten

Das neue Verwaltungsgebäude des TUM-Campus Straubing in der Petersgasse.
© Herbert Stolz, Regensburg

Die Nutzung als Hochschulgebäude wird auch seitens der Denkmalpflege ausdrücklich begrüßt. Das Gebäude gehört schließlich zu den bayernweit besonders bedeutsamen Zeugnissen klösterlicher Sozial- und Fürsorgebauten in der Barockzeit. Errichtet um 1700 als Stadtkrankenhaus, diente der mächtige zweigeschossige Walmdachbau mit Dachreiter und Zwiebelhaube in den 300 Jahren seiner Geschichte bereits als Schulhaus, als Behinderteneinrichtung und als Sozialwohnungsbau, ab 1977 als Jugendzentrum und zuletzt als Sitz des städtischen Jugendamtes, bis der Freistaat Bayern das Gebäude übernahm, um hier dringend benötigte Erweiterungsflächen für den TUM-Campus Straubing zu errichten.