Nur angeseilt durften sich die Arbeiter am Fels bewegen.
Nur angeseilt durften sich die Arbeiter am Fels bewegen. © Staatliches Bauamt Passau

Zäune und Netze gegen Steinschlaggefahr

Mit lautem Gepolter stürzt der ca. 10 Tonnen schwere Felsen den steilen Hang hinab, kracht auf die darunterliegende Straße und zerschlägt scheppernd die Schutzplanke auf der anderen Straßenseite. Wie dieses Szenario für einen Autofahrer ausgegangen wäre, der in diesem Moment auf der Straße entlangfährt, will man sich gar nicht vorstellen. Um genau solche Gefahrensituationen zu verhindern, lässt das Staatliche Bauamt Passau Felshänge entlang von Bundes- und Staatsstraßen sichern. Jüngstes Beispiel sind die Arbeiten an der Rusel bei Deggendorf, wo bis jetzt auf einer Länge von ca. 800m Felssicherungsnetze und Steinschlagschutzzäune angebracht wurden.

 

Mit Hilfe des Teleskoparms brachten die Arbeiter die Sicherungsnetze am Fels an.
© Staatliches Bauamt Passau

Fast drei Monate nahm die Hangsicherung an der Rusel in diesem Jahr in Anspruch. Sie ist eine heikle Angelegenheit, ragen die Felsen doch zum Teil in 30m Höhe auf. Zunächst waren auf einer Fläche von ca. 2.500 Quadratmetern Rodungs- und Felsberäumungsarbeiten erforderlich. Diese wurden zum Teil bereits in den vergangenen beiden Jahren erledigt, doch auch dieses Jahr mussten noch etliche lockere oder ungesicherte Felsbrocken gelöst und vom Hang entfernt werden. Nach dem händischen Räumen der Felsböschung brachten die Mitarbeiter der vom Staatlichen Bauamt Passau beauftragten Firma Felbermayr die Felsanker und -nägel an, an denen die Steinschlagschutzzäune und Netze befestigt werden. Bei den Arbeiten kam auch der sogenannte „Bohr-Lkw“ zum Einsatz: Auf einem 32 Meter langen Teleskoparm können die Arbeiter eine Bohrlafette mit Hydraulikbohrhammer anbringen und so Loch für Loch in den granitharten Fels bohren. Auf einer Länge von rund 800m Metern wurden etwa 600 Bohrungen für die bis zu 6,00 Meter in den Fels reichenden Anker gebohrt. Nach dem Einsetzen der Anker wurden die Bohrlöcher mit Zementsuspension verfüllt, um für die nötige Stabilität zu sorgen.

Anschließend brachten die Mitarbeiter den Steinschlagschutzzaun an, der an den Felsankern fixiert wurde. Stahlseile über den Netzflächen erhöhen die Traglast und Stabilität zusätzlich.

„Die Arbeiten sind gut gelaufen“, sagt Daniel Mainka, der für die Felssicherung zuständige Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt Passau. Wie wichtig die Arbeit in diesem Bereich ist, zeigte sich während der Beräumung des Hangs: Dank Straßensperrung konnte der lockere Felsbrocken ohne Gefahr für Verkehrsteilnehmer entfernt werden.

: Auf einer Länge von rund 800 Metern wurden an der Ruselstraße bisher Steinschlagschutzzäune und Felssicherungsnetze angebracht.
© Staatliches Bauamt Passau

Jährlich investiert das Staatliche Bauamt Passau rund 3 Mio. Euro in die Steinschlagprävention. „Diese Sicherungsmaßnahmen werden auch aufgrund des Klimawandels immer wichtiger“, erklärt Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau: Durch die häufigeren Frost-Tau-Wechsel in den vergangenen Jahren werden Felshänge und Felsvorsprünge immer poröser, die Gefahr von Steinschlägen und Geröllabgängen wächst.

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