Den Ablauf der Fallversuche beobachteten (v.r.) Johannes Meyer und Martin Geiselberger (Staatliches Bauamt Passau, Sachgebiet Georisiken), Andreas Koch und Philipp Jansen (Landesbaudirektion), der frühere Betriebsleiter Josef Stockinger und Geschäftsleiter Fritz Jakob (Fa. Bachl), Professor Robert Hofmann (Universität Innsbruck), Christoph Prause (Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr) sowie Bautechniker Simon Pintarelli, Bauleiter Clemens Eisenbeutl und Niederlassungsleiter Andreas Strolz  (Fa. Felbermayr).
Den Ablauf der Fallversuche beobachteten (v.r.) Johannes Meyer und Martin Geiselberger (Staatliches Bauamt Passau, Sachgebiet Georisiken), Andreas Koch und Philipp Jansen (Landesbaudirektion), der frühere Betriebsleiter Josef Stockinger und Geschäftsleiter Fritz Jakob (Fa. Bachl), Professor Robert Hofmann (Universität Innsbruck), Christoph Prause (Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr) sowie Bautechniker Simon Pintarelli, Bauleiter Clemens Eisenbeutl und Niederlassungsleiter Andreas Strolz (Fa. Felbermayr). © Staatliches Bauamt Passau / Süß

Felsforschung über Grenzen hinweg: Universität Innsbruck begleitet Versuchsreihe im Steinbruch bei Wotzdorf

Welche Belastung hält ein Steinschlagschutzzaun aus und wie muss er am besten im Fels verankert werden? Um dieser Frage nachzugehen, haben die „Zentralstelle Ingenieurbauwerke und Georisiken“ (ZIG) an der Landesbaudirektion Bayern und das Staatliche Bauamt Passau im vergangenen Jahr erstmals Fallversuche mit Felsbrocken durchgeführt. Diese Woche standen weitere Testreihen mit Drahtzaunkonstruktionen in einem Steinbruch bei Wotzdorf (Lkr. Passau) auf dem Programm. Die Versuche fanden diesmal in Forschungskooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen statt.

Fels am Haken: 550 Kilo wiegt der Granitbrocken, den die Arbeiter mit Hilfe des Krans aus 25 Metern Höhe fallen lassen.
© Staatliches Bauamt Passau / Süß

Die 21 Meter hohe Felswand im Granitsteinbruch der Firma Bachl in Wotzdorf hatte sich im vergangenen Jahr als ideales Testgelände erwiesen, weshalb Johannes Mayer und Martin Geiselberger vom Staatlichen Bauamt Passau im Auftrag der ZIG erneute Versuche organisiert haben. „Wir sind stolz, dass wir bereits zum zweiten Mal mithelfen können bei einem Versuchsprojekt, das einer größeren Sache dient“, stellte Bachl-Geschäftsführer Fritz Jakob fest. Zusammen mit dem früheren Betriebsleiter im Steinbruch, Josef Stockinger, beobachtete er die neuen Versuche.

Dafür hatten die Mitarbeiter der Firma Felbermayr die Drahtzäune wieder an der Felswand montiert. Per Kran wurden Steinbrocken mit Gewichten von 380 bis 550 kg auf bis zu 25 Meter Höhe gebracht und fallen gelassen. Anschließend wurde der Zustand der Netze und Verankerungen überprüft, fotografiert und bewertet.

400 Kilo wiegt der Stein rechts im Bild, 550 Kilo bringt der Felsbrocken links auf die Waage: Die Forscher dokumentieren die Auswirkungen des Felssturzes auf Drahtzaun und Verankerungen.
© Staatliches Bauamt Passau / Süß

Die Versuche werden dieses Jahr mit 2,30 Meter hohen Drahtzäunen ausgeführt. „Letztes Jahr haben wir Ösenankerzäune mit einer Höhe von 1,5 Metern getestet. An manchen Stellen können stürzende Felsbrocken diese Zäune überspringen – darum konzentrieren wir unsere Versuche heuer auf 2,30 Meter hohe Zäune“, erklärte Diplom-Geologe Andreas Koch, an der Landesbaudirektion für die sogenannten Georisiken zuständig. Koch freute sich über die vielversprechenden Ergebnisse, die die ersten Versuche ergeben hatten: „Wir haben drei hochfeste Geflechte im Test, die eine erstaunliche Rückhaltefähigkeit aufweisen.“ Die Ösenankerzäune könnten künftig der Standardzaun an bayerischen Straßen werden, so Koch: Sie können flexibel montiert werden. Da Geflecht, Steher und Seile schnell beschafft werden können, sind diese stabilen Drahtzäune außerdem rasch verfügbar. Ein unschätzbarer Vorteil, wenn es um Felswände entlang von Straßen geht: Durch die schnelle Aufstellung lassen sich Straßensperrungen relativ kurz halten.

Ausgewertet werden die Messungen und Ergebnisse von einem Team des Instituts für Infrastruktur, Arbeitsbereich für Geotechnik, an der Universität Innsbruck, mit Professor Robert Hofmann an der Spitze. Möglich macht diese internationale Zusammenarbeit eine Kooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen, deren Bahnstrecken historisch bedingt häufig durch steinschlaggefährdete Bereiche führen. Ziel der gemeinsamen Versuchsreihen ist es, herauszufinden, wie die Zäune am effektivsten im Fels verankert werden können, um so für größtmögliche Sicherheit zu sorgen.

Achtung, Stein fällt: „Fallversuche“ für mehr Verkehrssicherheit
Bericht zu den Versuchen von 2022