
Halbzeit auf der Mega-Baustelle
Der Neubau der Justizvollzugsanstalt (JVA) Passau ist die größte Einzelbaumaßnahme, die das Staatliche Bauamt Passau je zu realisieren hatte. Fast 290 Millionen Euro betragen die genehmigten Gesamtbaukosten, mit denen die Errichtung von insgesamt 450 Haftplätzen auf einer Nutzfläche von 17.000 Quadratmetern finanziert wird: 250 Haftplätze für den Vollzug von Untersuchungs- und Strafhaft, 100 Haftplätze für Abschiebehäftlinge sowie weitere 100 Haftplätze im sogenannten variablen Bereich, die so eingerichtet werden, dass sie bedarfsgerecht entweder der Untersuchungs- und Strafhaft oder der Abschiebehaft zugeordnet werden können.
Über zwei Drittel der erforderlichen Bauleistungen sind bereits vergeben – über 75 Prozent der Auftragnehmer haben ihren Sitz bzw. eine Niederlassung in Bayern. An zehn der insgesamt elf Bauteile ist der Rohbau weit vorangeschritten bzw. abgeschlossen, nun wächst die Anlage vor allem „im Inneren“.
„Bisher konnte man die Baufortschritte von außen gut verfolgen, jetzt hat mit den Ausbauarbeiten die Phase begonnen, in der vor allem im Inneren der Gebäude gearbeitet wird. Die Baustelle ist in etwa im Zeitplan, gerade im Innenausbau lassen sich Verzögerungen jedoch nie ausschließen“, sagt Ltd. Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau. Die einzelnen Gewerke sind im Bauzeitenplan eng getaktet, denn die Fertigstellung bis Ende 2027 ist das große Ziel. Für das vierte Quartal 2027 ist der erste technische Probebetrieb geplant, währenddessen werden die alte und neue JVA parallel betrieben. „Im Betrieb wird sich zeigen, ob alle Abläufe optimal funktionieren oder ob Nachbesserungen erforderlich sind“, erklärt Baudirektor Gerald
Escherich, Bereichsleiter Hochbau am Staatlichen Bauamt Passau. Wenn alles gut läuft, kann der Standort in der Innenstadt Anfang 2028 aufgegeben werden.
Der Neubau der Justizvollzugsanstalt wurde notwendig, weil das bisherige Gefängnis in der Theresienstraße zu klein geworden war und nicht mehr den zeitgemäßen Unterbringungsstandards genügte. Daher hatte der Stadtrat im Jahr 2010 den Neubau in Königschalding beschlossen. Eine notwendige Umplanung bzw. Erweiterung der bisherigen Pläne brachte eine Verzögerung mit sich: Weil die Zahl der unterzubringenden Abschiebehäftlinge steigt, sind die bestehenden Abschiebeanstalten in Bayern überbelegt. Für Entlastung soll künftig die Kombianstalt in Passau sorgen. Diese Anforderung brachte weitreichende Umplanungen mit sich, da für Straf- und Abschiebehäftlinge ein striktes Trennungsgebot gilt. Neben der Unterbringung in voneinander getrennten Gebäuden zeigt sich dies auch in der unterschiedlichen Gestaltung: Die Gebäude für Straf- und Untersuchungshaft haben grau gefasste Fassaden, für das Gebäude der Abschiebehaft wurde ein Rotton gewählt. Die unterschiedliche Farbgebung setzt sich an der 800 Meter langen und sechs Meter hohen Mauer fort, welche die Gebäude umgibt. Die Unterschiede zeigen sich auch in Kleinigkeiten wie den Gittern vor den Fenstern, die im Bereich der Abschiebehaft mit horizontalen Gitterstäben ausgestattet sind und so aus der Ferne an Jalousien erinnern. Dennoch gelten auch hier, wie in der gesamten Anlage, modernste Sicherheitsstandards.
Insgesamt umfasst die Anlage 162.000 Kubikmeter umbauten Raum. In elf Bauteilen sind neben den Hafträumen auch drei Arbeitsbetriebe, Werkstätten für die JVA, Verwaltung, Torwache sowie Anlagen für Sport und Freizeit, Gesundheitsfürsorge und eine voll ausgestattete Großküche untergebracht.
