PRESSEMITTEILUNG 71/2025
Passau, den 23.05.25Steinvasen sind zurück am Klosterportal
Vor zwei Jahren mussten die beiden originalen, stark verwitterten und absturzgefährdeten Steinvasen abgenommen werden. Der Fuß einer der beiden Vasen war bereits soweit geschwächt, dass diese bei ungünstigem Wind hätte umkippen und in den Pfortenhof abstürzen können. Mit dem gerade noch rechtzeitigen Abbau der Steinvasen konnte dieser Gefahr vorgebeugt und damit auch die Vasen selbst erhalten werden.
Die Vasen wurden um das Jahr 1718 aus Regensburger Grünsandstein gefertigt. Auch wenn die Schäden enorm groß und die Oberflächen teilweise zerstört waren, war der Erhalt der Vasen hinsichtlich Größe und Proportion wichtig, um daraus die Form, Abmessungen und noch ablesbare Details für die Neuanfertigung der Vasen rekonstruieren zu können. Auch die beiden neuen Vasen wurden aus Stein gehauen, diesmal aus dem hochwertigen Schleeriether Sandstein aus Unterfranken, der als Ersatzgestein für Sandstein auch am Dom St. Stephan zu Passau zum Einsatz kommt und den die Dombauhütte aufgrund seiner Robustheit als geeignetes Material für die Portalvasen am Kloster Thyrnau festgelegt hat. Die neuen Vasen wurden in der Dombauhütte in den identischen Abmessungen und noch ablesbaren Details der schwungvoll geformten barocken Originale, die mit einem Bouquet aus Früchten bekrönt sind, rekonstruiert.
Parallel dazu wurden auch die Architekturglieder des Portals aus Granit mit flankierenden Staffelpilastern und einem gekröpften Gesims als Abschluss restauriert, vorhandene Schäden und Verschmutzungen an den Natursteinoberflächen wurden nass gereinigt, Risse geschlossen, Fehlstellen ergänzt und, wo notwendig, Retuschen vorgenommen. Zugleich wurde das in Kalkstein gefertigte Wappen des Jagdschloss-Erbauers Fürstbischof Raimund Ferdinand Graf von Rabatta ebenfalls gereinigt und konserviert.
Für das Kloster Thyrnau besteht keine staatliche Baupflicht. Die Dombauhütte des Staatlichen Bauamts Passau mit ihren Spezialisten für denkmalgeschützte Natursteinplastik ist hier in Amtshilfe für die Kirche gegen Kostenerstattung tätig. Die Kosten für die Portalsanierung einschließlich der Neuanfertigung der Steinvasen betragen rund 40.000 Euro. Für den denkmalpflegerischen Aufwand erhält das Kloster Thyrnau Zuschüsse vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, vom Bezirk Niederbayern und vom Verein der Freunde und Förderer des Klosters Thyrnau. „Mit dieser Investition wurde ein wichtiger Beitrag zum dauerhaften Erhalt der wertvollen barocken Portalgestaltung an dem ehemals fürstbischöflichen Jagdschloss geleistet, das mit zu den bedeutendsten Baudenkmälern in der Region um Passau zählt“, betont der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, Norbert Sterl, der die Restaurierungsmaßnahmen am Kloster Thyrnau ehrenamtlich begleitet.
Äbtissin Dr. M. Mechthild Bernart freut sich, dass die neuen Vasen rechtzeitig zum Jubiläum von 100 Jahren Abtei Rathausen-Thyrnau, das am Sonntag gefeiert wird, fertiggestellt und wieder aufgesetzt werden konnten: „Wir Schwestern sind stolz darauf, wieder so schöne Vasen über dem Portal zu haben.“
„Trotz der enormen Schäden konnten wir die Vasen noch sehr zuverlässig rekonstruieren und die Portalanlage damit weitgehend in ihrer entstehungszeitlichen Erscheinung wiederherstellen“, sagt Hüttenmeister Jérôme Zahn, der Leiter der Dombauhütte Passau: „Lediglich die einstige Farbigkeit, als nicht unwesentlicher Bestandteil des Ganzen, haben wir aktuell nicht wieder aufgebracht. Die umfänglichen Befunde hierzu sind jetzt aber dokumentiert. Sie lassen auch hier weitreichende Aussagen zur einstigen Gestaltung zu und würden eine Wiederherstellung ebenfalls ermöglichen.“
Auch die alten originalen Sandsteinvasen bleiben erhalten. Sie werden künftig in der Pfortenhalle des Klosters ausgestellt.
Das ehemalige Schlossgebäude wurde 1714 – 18 im Auftrag des Fürstbischofs R. F. von Rabatta nach Plänen von Domenico d’Angeli errichtet und wird seit 1902 als Zisterzienserinnenkloster genutzt. Die Dächer mit dem zentralen Uhrengiebel und schlanker Laternenkuppel stammen aus der 2. Hälfte des 18. Jh. Die Schlossanlage hat als Kloster mehrfach Veränderungen und Erweiterungen erfahren, 1910 wurde ein Zellentrakt, 1913 eine neubarocke Klosterkirche angebaut.
Anlagen:
Portalvase-vorher: Eine der beiden Steinvasen, die um das Jahr 1718 aus Regensburger Grünsandstein gefertigt wurden. Sie waren stark verwittert und mussten abgenommen werden. - © Staatliches Bauamt Passau
Portalvase-nachher: Die neuen Vasen wurden in der Dombauhütte in den identischen Abmessungen und noch ablesbaren Details der schwungvoll geformten barocken Originale, die mit einem Bouquet aus Früchten bekrönt sind, rekonstruiert. - © Staatliches Bauamt Passau / Zahn
Portal: Pünktlich zum Jubiläum „100 Jahre Abtei Rathausen-Thyrnau“, das am Sonntag gefeiert wird, zieren die beiden neuen Steinvasen wieder das Portal. Darüber freuen sich Leitender Baudirektor Norbert Sterl (von links), Äbtissin Dr. M. Mechthild Bernart und Hüttenmeister Jérôme Zahn. - © Staatliches Bauamt Passau / Süß
gez.
Sabine Süß
Pressesprecherin
Staatliches Bauamt Passau